Steckbrief
Name: Gabriela Buchfink (42)
Funktion: Programm Owner
Arbeitgeber: Trumpf SE + Co. KG
Verein: WMs Stuttgart
Familie: Verheiratet, eine Tochter (10), ein Sohn (8)
Steckbrief
Name: Gabriela Buchfink (42)
Funktion: Programm Owner
Arbeitgeber: Trumpf SE + Co. KG
Verein: WMs Stuttgart
Familie: Verheiratet, eine Tochter (10), ein Sohn (8)
Gabriela Buchfink hat eine Vorzeigekarriere beim Maschinenbauunternehmen Trumpf hingelegt: Seit 18 Jahren in der Firma, leitet sie aktuell ein Digitalisierungsprojekt mit mehr als 1.000 Beteiligten, das in gut 30 Ländern in zwei Geschäftsbereichen ausgerollt wurde. Allerdings sind ihr diese Zahlen selbst am wenigsten wichtig. Ihr Ziel ist, zukunftsfähige Technik aufzubauen und möglichst vielen Menschen dazu zu verhelfen, ihr Potenzial zu entwickeln. Dafür gibt sie nun auch nebenberuflich Gas.
Mehr Anerkennung für mehr Leistung – nach dieser Überzeugung funktionieren viele Menschen in unserer Leistungsgesellschaft. Wer viel leistet, so die Erwartung, fällt positiv im Job auf; mit zahlreichen Bällen in der Luft gilt man als Macher:in und bekommt Anerkennung – bei der Arbeit, im privaten Umfeld, gesellschaftlich. „Im Laufe meines Berufslebens wurde es zunehmend wichtig für mich, diesen Glaubenssatz zu hinterfragen und zu kippen“, sagt Gabriela Buchfink. Sie will sich unabhängig von der Bewertung anderer machen und stärker auf das hören, was ihr selbst wichtig ist. Aus eigener Erfahrung weiß die 42-Jährige, dass es ohnehin „nie genug ist“. Dass es stets noch etwas zu tun oder zu erreichen gibt und der Weg zur Überforderung dann mindestens genauso kurz oder lang ist wie zur Zufriedenheit und Erfüllung.
Gabriela Buchfink arbeitet seit 18 Jahren beim Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf in Ditzingen. Zurzeit bringt sie ein Mammutprojekt zur Digitalisierung der Sales-Prozesse im Konzern zu Ende, welches sie seit fünf Jahren als Programmleiterin verantwortet und das in 60 Organisationseinheiten ausgerollt wird. „Technische Lösungen entstehen nur dort, wo Menschen über sich hinauswachsen und exzellent zusammenarbeiten“, weiß Buchfink.
Auch ihre vorhergehenden Aufgaben waren stets Veränderungs- und Entwicklungsprojekte mit tragfähigen technischen Lösungen im Mittelpunkt, deren Erfolg davon abhing, dass die beteiligten Kolleg:innen Sinn und Zweck des Wandels verstanden und den „Change“ mitgetragen haben. Zudem war sie mitverantwortlich dafür, dass agile Methoden die klassischen Arbeitsmethoden im Konzern über die Jahre ergänzten.
„Bei all meinen Aufgaben habe ich stets bei der inneren Haltung der Beteiligten angesetzt“, sagt die Wirtschaftsingenieurin, die sich zugleich zum Agile Coach weitergebildet hat. „Ohne das richtige Mindset können Change-Prozesse nicht erfolgreich sein.“
Die Mutter zweier Kinder ist davon überzeugt, dass der Selbstführungskompetenz jedes Einzelnen eine zentrale Rolle zukommt. Weil die Führungsspanne in Unternehmen größer wird und die Umfelder komplexer, ist jede:r Einzelne gefordert, sich selbst besser führen zu können – inklusive Selbstreflexion, -motivation und -verantwortung. Ihre Aufgabe sieht Gabriela Buchfink darin, die entsprechenden Räume zu schaffen, in denen technische Lösungen durch bestmögliche Zusammenarbeit im Team entsteht, und in denen Menschen ihr Potenzial entfalten. Bei Trumpf bezieht sich das auf den Job, doch sie geht das Thema grundsätzlicher an.
Die Working Mom hat eine Persönlichkeits-Canvas entwickelt, die Menschen in ihrer Gestaltungskraft stärkt und in Change-Prozessen Orientierung bietet: Wie kann ich innerlich wachsen, um weiter nach außen zu wirken? Was ist mein originärer Beitrag zu einem Projekt, im Team, im Unternehmen – ohne mich im Hamsterrad wundzulaufen? „Wer diese Frage für sich beantworten kann, versteht sich viel stärker als Gestalter:in und kann zugleich mit Veränderungsprozessen besser umgehen“, sagt sie. Um den Wandel entweder mitzugestalten oder Umbrüche für die eigene Entwicklung zu nutzen.
„Gabriela schafft es auf bewundernswerte Weise, Menschen immer wieder zu fördern und zu bereichern“, sagt Eva Nolden. Sie hat als interne Beraterin und Agile Coach Seite an Seite mit der Wirtschaftsingenieurin gearbeitet, bevor sie selbst Anfang dieses Jahres in den Ruhestand ging. „Es war immer klar, dass Gabriela etwas erreichen will. Inhaltlich – nicht im Sinne einer Karriere. Sie kriegt Dinge zum Laufen und entwickelt dabei zusammen mit Anderen Energie.“
Die Working Mom hat über die Jahre so positives Feedback zu ihrer Methode bekommen, dass sie nun außerhalb von Trumpf Trainings und Workshops zur von ihr entwickelten Persönlichkeits-Canvas anbietet. Da das Maschinenbauunternehmen allen Arbeitnehmer:innen freistellt, ihre Arbeitszeit einmal im Jahr flexibel rauf- oder runterzustocken, kann die Schwäbin Selbstständigkeit und Konzernkarriere gut miteinander in Einklang bringen. Aktuell arbeitet sie 29 Stunden für Trumpf, für ihre Selbstständigkeit kommen im Schnitt zehn Stunden hinzu.
Die Erziehung ihrer acht- und zehnjährigen Kinder teilt sie sich gleichberechtigt mit ihrem Mann. Beide besuchen eine Ganztagsgrundschule, die Nachmittags- und Ferienbetreuung übernehmen die Eltern in Absprache miteinander. „Gabriela hat sich immer als Mutter zu erkennen gegeben, allerdings hat sie dies auch nicht dauernd vor sich hergetragen“, erinnert sich Eva Nolden. Zudem habe sie den Leistungsdruck ihres aktuellen Projekts mit mehr als 1.000 Beteiligten nicht einfach weitergegeben, sondern sich zusammen mit ihren Mitarbeiter:innen um Lösungen im Projekt gekümmert. „Gabriela ist als Vorreiterin einer neuen Generation auf selbstverständliche Weise sichtbar.“
Und wie findet ihr Arbeitgeber ihre Selbstständigkeit? „Trumpf macht gute Erfahrungen damit, Mitarbeiter:innen wie mir Freiraum zu lassen“, sagt Gabriela Buchfink. Es gibt im Unternehmen einige Sidepreneurs, also nebenberufliche Unternehmer:innen und Selbstständige, und das Programm „Internehmertum“ bietet zudem die Möglichkeit, Gründer:in zu werden. Weil im Konzern die Überzeugung vorherrscht, dass Trumpf von unternehmerisch denkenden Kolleg:innen profitiert. Für Gabriela Buchfink wäre es wohl auch gar nicht anders denkbar: „Ich bin davon überzeugt, dass eine Rolle im Unternehmen nicht alles abdecken muss, was einem wichtig ist.“
Stefanie Bilen, Co-Gründerin der Working Moms Hamburg – im August 2022